Freitag, 20. Februar 2015

Unfuckingfassbar: In This Moment


Ich hab' ja schon viele Konzerte erleben dürfen, aber auch nach vollen drei Tagen bin ich immer noch ziemlich sprachlos ...
Leider nicht im positiven Sinne …
Da wurde uns doch demonstriert, wie eine "special show" zu einem Desaster mutieren kann, wie scheinbar unprofessionell alle an der "Produktion" beteiligten doch sein können, inwiefern sie nicht in der Lage sind, eine große US-amerikanische Show auf eine an die Größe deutscher Fangruppen angepasste Bühne zu bekommen.
... oder hat man von Seiten der Band, des Managements oder gar der Konzertagentur geglaubt, dass der Fanstrom und damit die Locations dem entsprechen, was die Band aus heimischen Gefilden gewohnt ist?
… kann man – aus professioneller Sicht – wirklich glauben, dass eine mit technischen Gimmicks überladene Show eins zu eins auf kleine Bühne deutscher Clubs portiert werden können?

Man ganz blöd daher gedacht: Mindestens die Erfahrung aller Beteiligten jeglicher Profession und spätestens die Verkaufszahlen im jeweiligen Land sollten doch Anhaltspunkte genug sein, um die Showgröße einzuschätzen. Und wenn dementsprechend die Show in einem kleinen Club platziert wird … also wer auch immer das tut, der sollte doch eine Ahnung von den technischen Anforderungen der Show haben.
Es muss also doch bitte im Vorfeld möglich sein, eine solche Produktion an die Gegebenheiten vor Ort anzupassen.
Ein paar Ideen: Ein paar Lichter weniger? Bühnendeko notfalls ganz weg lassen? Auf ein bisschen technischen Schnickschnack verzichten, und dafür wieder mehr "Handgemachtes" auf die Bühne bringen? … Das im Übrigen steht einer Show in kleinen Clubs sowieso besser!

Gut, schon ganz schön viele Worte, dafür dass mir diese eigentlich immer noch fehlen. Aber mal der Reihe nach… Geplant war Folgendes:


In This Moment
Mit zwei Supportbands ("Guests"): Fearless Vampire Killers + Starset
Im Münchner Strom
Dienstag, 17. Februar 2015
Einlass: 20:30 Uhr
Beginn: 21:30

Letzteres fand' ich von Anfang an recht seltsam: Zwei Supports, und dann erst um halb zehn beginnen …  das ist sportlich … unter der Woche. Immerhin sind das bis Mitternacht gerade einmal zweieinhalb Stunden. Die bringen manche Bands auf Headliner-Tour ganz allein auf die Bretter …zuzüglich Support!

Wir kommen also gegen halb neun an der Lindwurmstraße an. Die macht ihrem Namen alle Ehre: Eine riesige Schlange, in die wir uns brav hinten einreihen. Tatsächlich schließen sich nach und nach noch weitere Menschen der Reihe an … scheinbar passen doch mehr Menschen in den Club als ich gedacht hatte … und ausverkauft ist das Konzert ja auch.
Auch der Winter macht seinem Namen alle Ehre: Es ist saukalt! Es hat Nebel, dessen Mini-Eiströpfchen sich vom Wind in unregelmäßigen Abständen in die Gesichter der Wartenden peitschen lassen. Einige Ladies in Nylons und Röckchen tun mir furchtbar leid … und ich sollte noch länger Gelegenheit haben, das Mitleid noch weiter auszubauen:
Richtig … Eigentlich sind wir pünktlich zum Einlass eingetroffen. Aber … in und an der Warteschlange tut sich nichts. Selbst zum eigentlichen Zeitpunkt des Konzertbeginns stehen wir immer noch an der gleichen Stelle ………………
Gegen 21:40 Uhr kommt dann nach und nach Bewegung in die Schlange. Auf dem langsamen Vorschub irritiert mich dann eine Sache: Ein Englischer Bus hält vor der Location. Ein paar Meter weiter vorne darf ich dann überlegen, ob die Supportband wohl gerade erst angekommen ist … wobei es mehr nach Einpacken denn Auspacken aussieht ………………

Im Strom angekommen … wohlige Wärme … und es wird voll und voller. Ich stell mir schon die Frage, wie viele Menschen nun wirklich da reinpassen, wie viele Karten verkauft wurden und wo die alle hin sollen.

Auf der Bühne geht so langsam ein wenig Aktion, die sich mehr nach Soundcheck anhört als danach, dass es gleich losgeht.
Fearless Vampire Killers aus London stehen dort … und legen dann tatsächlich los. Ihr erstes Konzert in Deutschland, für das sie acht Songs (laut Setlist) geplant haben. Nach Drei verlassen sie dann allerdings die Bühne.
… und ich bin schon wieder einigermaßen verwirrt. Ist ja nicht das erste mal an diesem Abend … und soll auch nicht das letzte Mal gewesen sein …

Die Umbauphase ist gefühlt schon sehr lang, als uns allen dünkt, dass bereits für den Hauptact aufgebaut wird. Was ist mit der zweiten Supportband passiert? … Waren dann wohl tatsächlich die Jungs und Mädels vor dem Club, die da um den englischen Bus mit Equipment herumwirbelten … okeeee …
Was wir sehen ist Bühnenbild. Und immer wieder den ein oder anderen Helfer, der auf der Bühne von links nach rechts hupft. Und zwei amerikanische Techniker am Ton- und Lichtpult … bepflastert mit Werbeschriftzügen auf ihren Klamotten, Funk auf der Schulter und nem Wichtig-Ausdruck im Gesicht. Ständig wird wie wahnsinnig in den Funk gelabert, was aber wirklich die einzige Action ist, die gerade passiert ... 
Bei den Herren liegt aber auch die Setlist von ITM: Elf Songs … meine nächste kleine Verwirrung:
Ich dachte, das sei ne Amerikanische Band, die dort wirklich schon ne Nummer sei, und vor hat, hier in Europa ihr Publikum zu erweitern … Gehör und Gefallen zu finden … naja … das macht halt jeder auf seine Weise.
Nach unzählbaren fast walks irgendwelcher Helfer quer über die Bühne geht es um 23:23 Uhr … jaaaaaaaaa: KURZ VOR HALB ZWÖLF … dann los. … yeah … endlich … dachte ich …

Der Sound ist furchtbar! … Waren bei der Vorband noch die Klänge einzelner Instrumente wahrzunehmen, so ergießt sich jetzt ein undefinierbarer Soundbrei in die Menge. Einzig die Stimme der Frontfrau ist mitunter deutlich zu vernehmen – auch wenn deren Sound nicht wirklich … sauber klingt.
Mal kurz zum Gesamteindruck – ab von all den misslichen Vorkommnissen: Ich bin Freund guter handgemachter Musik. Gerade in solch kleinen Clubs ist weniger manchmal mehr. Gut, ein bisschen Elektronischer Schnickschnack kann ganz nice sein.
Aber das, was In This Moment an Show auf die kleine Bühne zu bringen versuchen, erinnert mich im Kontext der Vorkommnisse an diesem Abend stark an eine Metall-Piep-Show mit Halbplayback:
Die Musiker sind irgendwo hinter der Bühnendeko in den Ecken "versteckt", vorne mittig prangt die Leadsängerin, flankiert von zwei Ladies mit denen sie zusammen eine Hüft- und Kopfschwing-Choreo hinlegt. Dass sie dabei ein Headset trägt ist nur logisch. Anders wären die Tanz- und Pantomime-Einlagen kaum zu händeln. Mal abgesehen von den gefühlt millionen Griffen ins Haar, um dieses aus dem Gesicht zu streichen oder aber von einer auf die andere Seite zu legen.
Gerade die Reaktion der männlichen Konzertbesucher aber verstärkt den erweckten Eindruck: In dem Moment, in dem Maria Brink die Bühne betritt, fliegen die Smartphones und Digicams in die Höhe, und die Herren werden nicht müde zu knipsen und recorden was das Zeug hält. Gänzlich unbeeindruckt von der Schwachsinnigkeit des Vorhabens, in solcher Situation mit Blitz zu fotografieren (Hallo? Was sieht man da wohl? Aktion auf der Bühne? Nein, ganz sicher nicht! Läuse auf den Köpfen der Vordermänner? Ganz bestimmt, sollte es da welche geben. Alternativ halt Schuppen ....).

Der Song ist durch, den zweiten brechen sie hart und mittendrin ab. Auf eine Entschuldigung und ein "auf ein Neues" folgt ein anderer Song, dann Klamottenwechsel in größerem Stil, was den Musikern die Möglichkeit gibt, auch mal ins Licht der Bühne zu rücken. Das tun sie dann auch … mit einem Cover … schrammel schrammel jaul … gefühlte Stunden später ist Madame wieder auf der Bühne.  Zwischendrin funken schon wieder die Techniker ganz wüst vor sich hin.
And next song is the last song ……… Ja, genau das. Ich nehme noch war, wie der Techniker Richtung Bühne nickt, sich dann umdreht und dem Lichtmann bedeutet, die Lichter an zu lassen.
In this Moment bedanken und entschuldigen sich. Sie würden es wieder gut machen, kämen wieder … Ende, aus, Mickey Mouse … und es ist nicht mal Mitternacht!
Nun kippen eine ganze Menge Kinnladen herunter. Überall ist ein "das ist jetzt nicht deren Ernst" oder Ähnliches zu vernehmen …
Mir fällt außer "saubere Leistung" nix weiteres ein:
3 Songs Support;
die zweite Supportband wird uns vorenthalten;
und der Hauptact lässt sich zu 2 halben und 3 ganzen Songs herab ……… keine halbe Stunde on stage!!
*check-yeah*
Ich wäre neues, erweitertes Publikum gewesen. Mir ist es allerdings sowas von sche...egal, ob die noch mal wieder kommen und was gut machen wollen/werden – ohne mich!



Was ich gerade erst wahrgenommen habe: Die Konzertagentur Marek Lieberberg zeichnet sich für den Gig verantwortlich ………………
Ich will ja nicht unnötig unken, aber nun erklärt sich mir zumindest schon mal, dass die Grundlage für ein gelungenes Konzert schon damit nicht gegeben war. Schließlich ist das die Konzertagentur, die auch Festivalbesucher trotz Karte/Bändchen bis zu drei Stunden vor den Toren zum Nürburgring anstehen lässt bevor man sie reinlässt, weil einfach die Infrastruktur den Massen (de man zwecks Kohle natürlich haben will) nicht gewachsen war. Nun ja … da wundert mich grad nix mehr ……………



Hier ein paar Statements:



****edit 15.03.2015***

Dass ich mit meinen kritischen Überlegungen zur Präsentation der Musik von In this Moment nicht allein dastehe, zeigt wohl auch ein etwas älterer Beitrag von "Metal TV" auf YouTube.
Dort wird die grundsätzlich gespaltene Meinung angesprochen. In den Kommentaren findet sich aber auch ein Hinweis auf das Konzert in der Schweiz, was wohl auch von Ton-/Technikproblemen begleitet war … also wohl doch kein Zufall und ein Indiz dafür, dass die Schuld wohl nicht an der/den örtlichen Locations zu suchen ist …
(der Typ ist im Übrigen recht lustisch anzusehen :) )

… und das war das Programm des Abends (ebenfalls gerade auf YouTube entdeckt):
https://www.youtube.com/playlist?list=PLjYi4Q7frK8niymKWdelvusIrWtLV7TsU
Und auch hier gibt es einen Kommentar zum Schweizer Konzert …


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen