Sonntag, 27. Dezember 2009

Letzte Instanz – Unschuldsengel 2009

27. Dezember 2009, Kulturfabrik, Krefeld

Willkommen in der Neuzeit meiner Konzert-Aktivitäten!

… einen Aussage, die durchaus erklärungsbedürftig ist ;-)
Nachdem ich in "jungen Jahren" sehr viele Konzerte und vor allem auch (große) Festivals besucht habe, meinen Spaß daran hatte, ist irgendwann – der böse, böse – Alltag eingekehrt. Ob man will oder nicht: man wird älter, häuft sich Verpflichtungen auf die Schultern und nicht zuletzt einen Job, der mehr und mehr Raum im Leben einnimmt. Egal was man sich – am Lagerfeuer – geschworen hat, man muss schon arg aufpassen, dass der triste Alltag den Spaß am Leben und der Musik nicht verdrängt!
Und genau diese Erkenntnis trifft mich Ende 2009: viel zu viel Arbeit, weitere "Belastungen", die die Freizeit einschränken, ein Privatleben, das darunter leidet, keine Zeit, keine Zeit, keine Zeit … für nix mehr … die Wände rücken näher, man kommt nicht mehr raus …
So kann das nicht weiter gehen, so darf das nicht weiter gehen … 'ich möchte das nicht' … Schluss, aus Ende …

Was macht man also? Rrrrrichtig! Den schlauen Onkel Internet fragen, was denn so gebacken ist.
Und man wird fündig: Letzte Instanz … kennt man, Live schon mal gesehen? Keine Ahnung, mag schon sein, bei den vielen Festivals, die man schon mitgemacht hat … ist aber auch egal: passt schon, ist in der Nähe – hin da!

Die Kulturfabrik (ich frage mich, wie ich so alt werden konnte, ohne je hier gewesen zu sein), macht nen feinen Eindruck: mehrere Räumlichkeiten, großzügig, großer Konzert-Saal, hinten eine kleine Erhöhung (2. Bühne? … für DJs bei Parties? … muss ich mich irgendwann mal persönlich von überzeugen ;-), auf der der Merch-Stand aufgebaut ist. Das kommt mir ganz gelegen – nicht so weit nach vorne unters Volk jubeln müssen und trotzdem entspannt was sehen können.



Als Support hat die Instanz Schöngeist mitgebracht. Schöngeist … hmm … ist heutzutage nicht mehr ganz so gebräuchlich, sich als Schöngeist zu bezeichnen … was mich da also wohl erwarten wird? … einfach mal überraschen lassen …
Die Bühne wird von 6 Musikern geentert: allesamt schwarz gekleidet, eine Lady ist dabei, Style leicht gothic, der Frontmann mit halb-langen Haaren, hautenger Hose und Samt(?)-Gehrock, die Lady in Rock mit Stiefeln … joah, die Optik ist schon mal ganz vielversprechend ;-)
Der visuelle Eindruck wird von den ersten Klängen bestätigt: fetter Sound, gute und tiefe Männerstimme … leichte elektronische und sogar orientalisch angehauchte Töne begleiten einen tiefen, melodischen Metal-Sound mit deutschen Texten und Violinen-Begleitung (die Lady).

Mit deutsch-sprachiger Musik stehe ich seit eh und je ein wenig auf Kriegsfuß. Nicht, weil ich das nicht "modern", "hip" oder "stylish" genug finde, sondern eher weil die meisten Bemühungen, sich musikalisch in deutscher Sprache auszudrücken, schnell schlagereske Züge erhalten oder alles recht holprig und wenig eingängig wirkt … darf für mich aber feststellen – nicht zuletzt an diesem Abend –, dass immer mehr Musiker sich trauen, mit ihrer Muttersprache zu arbeiten, dass die Vielfalt zunimmt und immer mehr hör- und genießbare Ergebnisse zustande bringen.

Der Auftritt von Schöngeist ist viel zu schnell rum. Ich bin angefixt: "Eins im Sinn", muss ich mir merken, da wird ein Konzert in voller Länge fällig!
Die Jungs da oben auf der Bühne könnten zwar noch ein wenig Gelassenheit gebrauchen, ein bisschen mehr (selbstverständlich wirkende) Interaktion mit dem Publikum an den Tag legen – es fehlt ein wenig "die Musik auf der Bühne leben"–, aber jeder hat mal (klein) angefangen …  ;-)

Das Publikum ist warm. Umbau. Die Instanz betritt die Bühne … und hat das Publikum sofort in ihrer Hand.
Ein kurzweiliges Konzert … das sind richtige Rampen-Säue und Menschen, die ihre Musik leben, was sie auch das Publikum deutlich spüren lassen. Eine Animation zum Mitmachen ist gar nicht mehr notwendig: die ganze Halle wippt, hüpft, tanzt und singt mit.
Super!

Die Herren kündigen an, noch mal zu den Fans raus zu kommen, wenn die ein wenig Geduld mitbringen und ihnen ein wenig Erfrischung gönnen.
Auch der Sänger von Schöngeist ist während des Konzertes im Saal zu sehen und stellt sich den Fans am Merch-Stand.
Für mich war's das: ein toller Abend, gute Stimmung, gute Musik, was Neues mitgenommen, unter Menschen gekommen, people-watching … was will man mehr …

Fazit:
Die Letzte Instanz ist live der Hammer.
Schöngeist meine Neuentdeckung des Abends.
Beides lohnt – hingehen!

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